Neuraltherapie

Neuraltherapie ist ein Therapieverfahren, das über das Nervensystem wirkt. Hierbei werden  örtliche Betäubungsmittel, sogenannte Lokalanaesthetika in Reflexzonen, Narben, Störfelder oder Schmerzbereiche injiziert. Meist wird das Mittel Procain verwendet. Auch Lidocain und andere „-caine“ kommen zum Einsatz. Die meisten Neuraltherapeuten bevorzugen Procain deswegen, weil es neben der örtlichen Wirkung den von allen Lokalanästhetika stärksten Einfluss auf das Zwischenzellgewebe und somit die effektiveren Fernwirkungen hat. Außerdem wird dieser Stoff schon am Wirkort rasch zum größtenteils in seine für den Körper unschädlichen Bausteine zerlegt, die zum einen heilsame Wirkungen entfalten, zum anderen problemlos “entsorgt” werden können.

·              Wie funktioniert Neuraltherapie?
·              Welche körperlichen Zustände können mit Neuraltherapie behandelt werden?
·              Was ist ein Störfeld? Wohin wird injiziert?
·              Welche Reaktionen und Nebenwirkungen kann man erwarten?
·              Welche Injektionstechniken werden angewandt?

Wie funktioniert Neuraltherapie?

Bei der Neuraltherapie kommt es weniger auf die Menge des verabreichten Lokalanästhetikums an, sondern vielmehr auf die richtige Wahl des Injektionsortes. Auch die schmerzstillende Lokalanästhesie (örtliche Betäubung) ist nicht entscheidend. Mit dem Einstich beginnt eine Kettenreaktion. Die spitze Verletzung durch die Nadel versetzt das direkt in der Umgebung befindliche Nervengeflecht und den dazu gehörigen übergeordneten Regelkreis in eine Stress-Situation. Diese wird in jedem Fall beantwortet. Es kommt zur Aktivierung von schmerzlindernden Nervenimpulsen oder zur Blockierung von schmerzleitenden Nervenimpulsen. Über die Einwirkung von Procain auf das Zwischenzellgewebe wird in der Regel dessen pH-Wert angehoben. Ein zu niedriger pH-Wert, also saures Gewebe, kann die Folge von Entzündung und Schmerz sein, er verstärkt die Schmerzempfindung von Nervenfasern.

Wie es zu den Gegenregulationen kommt, ist noch weitgehend unerforscht. Die Erfahrung seit über 80 Jahren hat gezeigt, dass mit der Neuraltherapie neben der Schmerzreduktion auch körpereigene Heilreaktionen ausgelöst werden. Die Neuraltherapie gehört heute zu den führenden Therapieformen  der Regulationstherapien.

Welche körperlichen Zustände können mit Neuraltherapie behandelt werden?

Schmerzen durch Verspannungen, nach Unfällen oder Operationen und Gelenkerkrankungen können durch die richtige Anwendung der Neuraltherapie gebessert und ihre Heilung initiiert werden. Auch in der Sporttherapie führt dies häufig zu einer rascheren Mobilisierung und Rehabilitation. Bei internistischen Erkrankungen können die Injektionen an übergeordneten Regulationszentren und Nervenknoten Einfluss auf die Energiezufuhr und Durchblutung der betroffenen Organe nehmen. Dies konnte in vielen Fällen belegt werden.

Was ist ein Störfeld? Wohin wird injiziert?

Injektionen an Narben oder Wunden, auch an entzündete Zahnwurzeln oder behandelte Zähne können eine entspannende Wirkung auf weit entfernte Muskelgruppen haben. Auch scheinbar damit nicht in Zusammenhang stehende Schmerzen können verschwinden. Geschieht dies schlagartig, so spricht man vom sogenannten “Sekundenphänomen” nach Huneke. Die Entdeckung des Sekundenphänomens erfolgte in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts durch den Düsseldorfer Internisten Dr. med. Ferdinand Huneke. Er unterspritzte eine alte Narbe am Unterschenkel eines Patienten, weil diese Reizerscheinungen zeigte. Dabei verwendete er das Medikament Procain. Schlagartig verschwanden die Schulterschmerzen, deretwegen er denselben Patienten schon seit längerem vergeblich behandelte.

Dr. Huneke definierte die Narbe, deren Unterspritzung zu  einer Änderung oder zu einem Verschwinden von Schmerzen an einem entfernten Körperteil führte, als Störfeld. Er erforschte dieses zunächst für einen Zufall gehaltene Phänomen an vielen Patienten und vermutete, dass übergeordnete Regelkreise für die Heilung verschiedenster Zustände verantwortlich sein müssen.

Dr. Huneke entwickelte die Neuraltherapie als eigenständige Lehre in Ergänzung der damaligen Schulmedizin. Seine Kenntnisse formulierte er in Lehrsätzen. Er fand z.B. heraus, dass jede chronische Krankheit störfeldbedingt sein kann. Jede Körperstelle kann zum Störfeld werden.

Es handelt sich um ein Störfeld, wenn die Injektion dorthinein zu einer mindestens 20 Stunden anhaltenden Beschwerdefreiheit führt. Bei der Injektion an Zähne bzw. deren Wurzeln sollte die Beschwerdefreiheit  wenigstens 8 Stunden anhalten. Bessern sich die Beschwerden nicht, so muss nach einem anderen, möglicherweise übergeordneten Störfeld gesucht werden.

Injiziert wird auch in sogenannte Dawo´s-Punkte, d.h. da wo´s  weh tut. Dies führt zu einer Linderung der Schmerzen und stöbert eventuell ein fern gelegenes Störfeld auf. Beispiel: Injektion an die schmerzende Stelle im Bereich der Lendenwirbelsäule führt zu Zahnschmerzen. Somit könnte eine Verbindung bestehen. Zur Abklärung solcher Phänomene kann dann Hilfe von Spezialisten eingeholt werden. Die Neuraltherapie vernetzt somit die Naturheilverfahren mit nahezu allen medizinischen Fachgebiete, z.B. Allgemeinmedizin, Schmerzmedizin, Chirurgie, Naturheilverfahren, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Zahnmedizin, Gynäkologie, u.s.w..

Weitere Injektionsgebiete: Zahnwurzelbereiche, Narben gezogener Zähne, Punkte im Gesicht (Nervenaustrittsstellen), Mandeln (Tonsillen) oder die Narben der Mandeln, falls diese entfernt worden sind, Schilddrüse, Punkte neben der Wirbelsäule, an den Hinterkopf, den Nacken, den gesamten Rücken, auch der Unterleib, besonders bei Frauen, spricht auf Injektionen an.

Welche Reaktionen und Nebenwirkungen kann man erwarten?

·              Linderung der Beschwerden, manchmal auch vorübergehende sogenannte Erstverschlimmerung über 1 - 2 Tage
·              Verbesserung der Beweglichkeit
·              Aufspüren von bisher unbekannten Störfeldern, die sich melden können, wenn ein Schmerzgebiet optimal behandelt wird
·              Linderung von Kopfschmerzen
·              Linderung von Beschwerden bei Infektionen der oberen Atemwege.

Da die Injektionen von Procain oder anderen Lokalanaesthetika in gereizte oder entzündete Bereiche des Körpers und in Schmerzgebiete erfolgen, kann es zu Gegenregulation des vegetativen Nervensystems kommen und je nach Empfindlichkeit der Person zu vorübergehenden leichten Kreislaufstörungen. Deshalb ist es notwendig, mindestens 10–15 Minuten nach der Behandlung am Ort der Behandlung zu verweilen, möglichst in unmittelbarer Nähe einer Liege. Anschließend sollte mindestens ein großes Glas Wasser getrunken werden. Danach ist eine viertelstündige Entspannung empfehlenswert. Die Schulmedizin erkennt die Neuraltherapie nur zögernd an. Eine der Neuraltherapie in Teilen ähnliche Form der Behandlung mit Lokalanästhetika erhielt heißt “therapeutische Lokalanästhesie”. Hierbei handelt es sich ausschließlich um schulmedizinische Schmerzbehandlung.

Welche Injektionstechniken werden angewandt?

Quaddeln: Mit einer sehr feinen Kanüle wird im Bereich  von Schmerzen oder Verspannungen mehrfach in die oberste Hautschicht injiziert, so dass kleine Quaddeln (wie Mückenstiche) entstehen. Ganze Ketten von Quaddeln können gesetzt werden, z.B. neben der Wirbelsäule bei Verspannungen oder auf dem Kopf, um die sogenannte Hutkrempenlinie herum, bei Migräne.

Infiltration: Hierbei wird mit einer feinen, meist größeren Nadel in tiefere Hautbereiche oder in die darunter liegende Muskulatur gespritzt. Dieses Verfahren setzt der Arzt bei tastbaren Verhärtungen im Muskelbereich ein.

Narbenunterspritzung: Mit der neuraltherapeutischen Behandlung von Narben soll neben einer Verbesserung des kosmetischen Ergebnisses bei noch frischen Narben eine Fernwirkung auf übergeordnete oder untergeordnete Störfelder bzw. erkrankte Körperzonen erfolgen.

Injektion an Nervenaustrittspunkte: Dort, wo ein Nerv austritt (z.B. am Hinterkopf), kann eine Injektion auf einen gesamten Körperbereich Einfluss nehmen, im Sinne der ganzheitlichen Regulationstherapie.

Injektion an Nervenknoten (Ganglien) oder Nervenwurzeln neben der Wirbelsäule:

Auch hiermit können übergeordnete Regelkreise beeinflusst werden. Die Injektion erfolgt mit etwas längeren und stärkeren Nadeln, mitunter mehrere Zentimeter tief. Hierbei, aber wie natürlich auch bei allen anderen Injektionen im Rahmen der Neuraltherapie, muss der Arzt genaue Kenntnisse von der Anatomie haben.

Injektion an die Schilddrüsenlappen: Die Schilddrüse ist nicht nur ein Ort, an dem Hormone produziert werden. Sie ist auch ein Ort der vegetativen Regulation. Injektionen in dieses Gebiet können mitunter direkt Emotionen auslösen. Dies ist keineswegs beunruhigend, sondern im Rahmen der ganzheitlichen Behandlung durch die Neuraltherapie positiv zu sehen. Hierdurch werden nämlich auch sogenannte seelische Blockierungen gelöst.

Injektion an Gelenke: Bei Arthrosen  und rheumatischen Beschwerden kann mit Procain an alle Gelenke gespritzt werden. So ist es z.B. möglich, die Beweglichkeit der Fingergelenke auch in höherem Alter so zu verbessern, dass sogar Klavierspielen wieder möglich wird.

Intravenöse Injektion: Hierbei wird in der Regel 1 ml Procain in eine Vene gespritzt. Beim  Herausziehen der Nadel gibt man noch ein kleines Depot neben das Blutgefäß unter die Haut. Hiermit beeinflusst man das Nervengeflecht, das alle Blutgefäße umgibt.

Intraarterielle Injektion: Injektion mit Procain in eine Arterie, meist bei einer schweren Durchblutungsstörung der Beine. Die Patienten verspüren bei  korrekter Durchführung oft ein angenehmes Wärmegefühl, das unterschiedlich lang anhält. Inwiefern dies die Ursache der Durchblutungsstörung behebt, ist umstritten.

Die Neuraltherapie kann in den meisten Fällen parallel zur Schulmedizin oder einer anderen naturheilkundlichen Behandlung erfolgen. Oft kann beobachtet werden, dass das bisher vergeblich durchgeführte Behandlungsverfahren gleich welcher Art zu wirken beginnen. Dies wird der Lösung von Blockaden zugeschrieben.

Zeiten und Kosten

Wegen der unterschiedlichen Erkrankungen, deren Behandlung mit der NT möglich ist, kann keine bestimmte Anzahl an Sitzungen genannt werden. Durchschnittlich 10 – 15 Sitzungen sind meistens notwendig, um Besserungen zu erzielen. 1-3 mal wird pro Woche behandelt. Da die Störfeldtherapie mit kinesiologischer Testung und Narbenentstörung in dieser Praxis immer ein Teil der NT ist, können diese Leistungskomplexe nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. In der GOÄ, der privaten Gebührenordnung sind die meisten Injektionen enthalten und eine Abrechnung über Privatversicherer ist möglich.